Letzte Woche hatte ich die Ehre, einen Keynote-Vortrag bei der Telematik von ewz in Oerlikon zu halten.
Das Thema waren Trends in den Bereichen GIS und Visualisierung und ich sollte aus meiner Erfahrung bei meiner Arbeit für Ernst Basler + Partner, das Oxford Internet Institute und aus meinen privaten Aktivitäten schöpfen.
Bei meinem Vortrag habe ich auf vier hauptsächliche Strömungen hingewiesen:
- Neue Akteurinnen und Akteure wie die sogenannte „Zivilgesellschaft“, Enthusiastinnen und Hobbyisten wie zum Beispiel Mitglieder der Open Data-Bewegung oder den Datenjournalismus
- Neuartige Daten aus zum Beispiel obengenannter Open Data bzw. Open Government Data-Bewegung, aus Crowdsourcing oder aus Webscraping
- Neue Tools und technische Möglichkeiten: Zahlreiche, oft quelloffene Software, das Revival der Skriptsprachen, Python als Lingua Franca in grossen Teilen des GIS-Bereichs
- (Geo)Social Media und Netzwerke
Sicherlich sind manche Bereiche dieser vier Gross-Trends bereits sehr aktuell, manche sind meiner Meinung nach sogar schon in der Phase des Over-Hypes.
Die Keynote bei ewz enthielt diverse interaktive Beispiele (manche davon finden Sie bei uns auf dem geo.ebp.ch-Blog); nichtsdestotrotz können Sie hier zumindest die Folien anschauen:
Mich würde Ihre Meinung interessieren: Sind sie einverstanden mit den aufgezeigten Trends oder habe ich etwas übersehen bzw. würden Sie die Trends anders gewichten? Ich freue mich auf eine interessante Diskussion hier in den Kommentaren oder sonst vielleicht am 31. Oktober in Bern beim GeoBeer #5?
Guten Tag Herr Straumann
Die 4 dargestellten Strömungen finde ich stimmig, sie bringen aber „von Allem mehr“:
Mehr Akteure, mehr Daten, mehr Tools, mehr Medien. Dies alleine kann ja noch nicht das Ziel sein. Natürlich bringen diese Strömungen auch viele qualitative Verbesserungen.
Für die Zukunft wünsche ich mir daher, dass die qualitativ besten Produkte (Daten, Tools, etc.) leicht auffindbar und „open“ verfügbar sind…
Grüezi Herr Eisenhut und Danke für Ihren Kommentar. Ja, sie haben natürlich recht: mit der Vielzahl von Datensätzen, AktuerInnen und Tools verschlechtert sich erstmal die Übersicht. Projekte wie OGD@Bund oder Plattformen wie Github, in gewissen Kontexten auch StackExchange und StackOverflow, können hier als Wegweiser dienen.
Daneben ist meiner Meinung die persönliche Vernetzung und die Gestaltung der eigenen “Informationsdiät” für die Pflege und den Ausbau des eigenen Know-Hows äusserst wichtig (vgl. z.B. http://geo.ebp.ch/2013/02/09/gis-netzwerk-im-zeitalter-von-social-media und http://www.geobeer.ch).
Parallel zu meinem Beitrag hat sich übrigens auch auf dem geowebforum ein kleiner Diskurs mit Ergänzungsvorschlägen entwickelt: http://geowebforum.ch/thread.php?threadID=1211
Hallo Ralph
Ich möchte mich nochmals herzlich bedanken für den sehr informativen Vortrag von dir vergangene Woche. Einer der besten, die ich anlässlich dieses Forums schon erlebt habe. Was mir aber nach wie vor zu denken gibt, ist die Tatsache, dass der Graben zwischen der „coding-literate“- Gruppe und allen Anwendern, darunter auch den Nutzern „Neuer Medien“, immer noch sehr weit ist. Mal schauen, ob sich Brücken schlagen lassen in Form von „dummy-user-friendly“ Skripting-Werkzeugen.
Cheers!
Patrick
Hallo Patrick
Vielen Dank für Deinen Kommentar. Deine Rückmeldung freut mich natürlich sehr!
Zum Punkt, den Du ansprichst: Ja, das ist interessant. Einerseits gibt es im Zug der „Open“-Bewegung Dinge wie github, Stackoverflow und codecademy, welche Scripten und Programmieren in einem gewissen Sinn einfacher und zugänglicher/demokratischer gemacht haben. Auf der anderen Seite erfordern gerade die neu(st)en Tools bisweilen schon, dass man sich ordentlich reinkniet.
Ein Beispiel ist für mich D3: Gerade bei meinem jüngsten Projekt habe ich mir bisweilen eine zusätzliche Abstraktionsschicht gewünscht, welche das Erstellen von D3-Applikationen vereinfachen würde. Mit dem Reifen von Tools und Technologien kommen solche ‚Vereinfachungen‘ in der Regel mit der Zeit; gerade wenn der Wunsch nach so einer Lösung gross ist. Bei D3 ist zum Beispiel Vega eine solche Entwicklung.
Das andere bei der Kluft zwischen „Coding Literates“ und „Dummy Users“, welche Du wahrnimmst und schilderst, ist meiner Meinung nach die dahintersteckende gesellschaftliche Frage: Open Source, Open Data, Open Knowledge werden stets als Mittel der Transparenz, Partizipation und Demokratisierung angeführt („Jede(r) kann mitmachen / mit Bundesdaten arbeiten“). Und diese Bewegungen leisten sicherlich einen Beitrag dazu. Aber wenn man mal zum Beispiel an einem Open Data-Hackday teilnimmt, fällt einem schon die grosse Homogenität der Teilnehmenden auf: i.d.R. sind diese jung, gut gebildet, oft noch im Studium und überwiegend männlich. Die Frage ist: Wie gut kann eine relativ gesehen sehr kleine und sehr homogene Gruppe die Bedürfnisse der „breiten Gesellschaft“ abdecken und die wichtigen und richtigen Fragen z.B. an Daten stellen?
Ich bin noch nicht schlüssig. Aber immer interessiert an Diskussionen zu dieser Fragestellung.