Wie letztes Jahr luden Esri und Geocom auch diesen November zum jährlichen GIS Day ein. Und ebenfalls wie letztes Jahr besuchten wir die Veranstaltung im Luzerner Verkehrshaus. Da es auf unserem Blog langsam zur Tradition wird, blicken Ralph und ich an dieser Stelle zurück und fassen die Präsentationen zusammen.
Thomas Hösli, Abteilungsleiter des rawi im Kanton Luzern, räumte mit ein paar Luzerner Mythen und Vorurteilen auf, wie sie beispielsweise hier zu sehen sind. Mit Hilfe einer StoryMap zeigt er eindrücklich, dass der Kanton Luzern ganz anders ist, als er gemeinhin wahrgenommen wird. Einige Annäherungen, ex negativo:
- Luzern ist nicht der Schüttstein der Schweiz: Beispielsweise hat der Kanton Luzern nachweislich eine längere Sonnenscheindauer als der schweizerische Durchschnitt.
- Luzern ist kein Schweineparadies: Auch andere Wirtschaftsbereiche sind im Kanton Luzern vorhanden, unter anderem die Schindler AG (von der später auch noch ein Referent einen Vortrag hielt).
- Luzernerinnen und Luzerner sind kein Volk von Bünzlis: Allein 200’000 Besucherinnen und Besucher der Fasnacht zeigen, dass Luzern viel zu bieten und zu feiern hat.
Peter Vandamme von der Schindler Group mit ihrem Hauptsitz im nahen Hergiswil spannt den Bogen von der Region hin zur Perspektive eine Weltfirma: Schindler bewegt – im wahrsten Sinne des Wortes – täglich eine Milliarde Personen: mit Rolltreppen, Fahrstühlen und anderen Systemen.
Diese Systeme müssen gewartet werden, und Schindler nutzt in der Planung und Auftragsabwicklung Geocodierung und die Optimierung von Routen. Peter Vandamme zeigte uns mit Beispielen aus Indien und China, dass eine weltweite Geocodierung eine beträchtliche Herausforderung darstellt: nicht alle Länder verfügen über ein ausgereiftes und gut dokumentiertes Adressierungssystem. Trotz dieser und anderer Widerstände kann GIS bei Schindler gewinnbringend eingesetzt werden und überzeugt auch die Entscheidungsebene:
Managers love maps with colours. Almost anything with colours in SAP will be loved.
Der nächste Redner war – etwas off-topic – Alexander Koch von der FIFA. Er wollte den Zuhörenden helfen, die FIFA besser zu verstehen. Dabei räumte er auch mit Mythen und Vorurteilen auf oder beantwortete zumindest Fragen und Kritik an der FIFA. Ob die nächste Fussball-WM tatsächlich in Katar stattfinden wird und wer der Nachfolger (oder die Nachfolgerin?) von Sepp Blatter sein wird, konnte Herr Koch aber nicht beantworten.
Als Aufgaben der FIFA nannte Herr Koch: Förderung der Entwicklung des Fussballs, Ausrichtung von internationalen Wettbewerben und Pflege der Fussball-Regeln. Für die GIS-Fachleute im Publikum hat Herr Koch dann auch noch einen digitalen Globus der FIFA präsentiert, anhand dessen man interaktiv wichtige Indikatoren der FIFA räumlich dargestellt erkunden kann (entwickelt von Moritz Stefaner, Medienfabrik, NAND und Jens Franke).
Anschliessend berichtete André Streilein, Bereichsleiter Topografie bei Swisstopo, spannend über die Entwicklungen im 3D-Bereich. Er zeigte schön auf, wofür 3D einen grossen Nutzen stiftet: Wandern (ob’s mit den Kindern bergauf oder bergab geht), Fliegen und Flughindernisse, politische Partizipation (3D-Visualisierung) oder in der Modellierung von Naturgefahren und zum Beispiel Lärm. Ein plakatives Beispiel war die Kartierung eine sich verändernden Gletscherumrisses versus eine echte Massen- bzw. Volumenbilanz.
Positiv für die Entwicklung hin zu 3D ist generell die günstigere Erstellung von 3D-Daten zum Beispiel mit neuen Sensortechnologien. Dennoch sehen wir bisher vor allem 3D-Visualisierungen und kaum -Analysen. André Streilein identifizierte einige Umstände, welche der generellen Verwendung von 3D noch im Wege stehen, zum Beispiel:
- die komplexe Rekonstruktion von Objekten aus Punktwolken,
- die fehlende Passgenauigkeit nicht abgestimmt erhobener 3D-Daten,
- nicht oder nur im Ansatz vorhandene Analysewerkzeuge für 3D-Daten und
- dass die 3D-Anreicherung bestehender 2D-Daten nicht immer ohne weiters möglich ist, zum Beispiel, weil wegen Verdeckungen Datenlücken im 2D-Datensatz bestehen.
Anhand des jungen Produkts swissTLM3D resümierte André Streilein nochmals, welchen Nutzen 3D-Daten haben und wie Swisstopo die Umstellung von kartographischen 2D-Daten hin zu GIS-fähigen 3D-Daten geschafft hat. Er benutzte dafür ein für den Veranstaltungsort passendes und beeindruckendes Bild:
Es war wie die Räder eines fahrenden Zugs zu wechseln.
Die Serie von Vorträgen wurde abgeschlossen durch Andy Habermacher, der über unser Gehirn referierte. Anhand anschaulicher Beispiele (etwa einem Video mit Überraschungseffekt) und Darstellungen von bildgebenden Verfahren sprach Andy Habermacher davon, wie das Gehirn in der Regel unbewusst reagiert, sofort, oft automatisch und unkontrollierbar.
Unser Gehirn ist aber arbeitsscheu, wenn es sich anstrengen soll. Zwar kann man sich gewisse Fähigkeiten antrainieren (etwa, die 2er-Reihe aufzusagen). Andere Aufgaben (ein Beispiel war, von 267 iterativ immer 18 zu substrahieren und die Zahlen in regelmässigem Rhythmus laut aufzusagen) verlangen aber weniger gelernte Fähigkeiten als beachtliche kognitive Leistungen und fallen uns deshalb schwer.
Der Abend wurde dann beschlossen mit interessanten Gesprächen und einem feinen Apéro in der Halle des Strassenverkehrs. Vielen Dank an die Organisatoren und bis zum nächsten Jahr!
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