Sprichwörtlich führen alle Wege nach Rom. Nach meinem gestrigen Besuch des Technology Outlooks von Microsoft Schweiz scheinen in Zukunft aber alle Wege zu Windows 10 zu führen. Oder in den Worten von Microsoft: „Wherever your code was born, you can bring it to Windows“. Welche dieser Wege Autobahnen und welche eher holprige Wanderpfade sind, wird sich zeigen.
Mit Windows 10 setzt Microsoft konsequent auf eine Plattform für alle Geräte: Überall läuft die gleiche Runtime, die Apps kommen für alle Geräte aus einem Store und werden mit Visual Studio entwickelt. Der gleiche Code läuft auf PCs, Tablets, Phones, Hololens oder auf einem Raspberry Pi 2. Spannend daran ist, dass mit Windows 10 ein adaptives User Interface zur Verfügung steht: Man entwickelt eine Benutzerschnittstelle, die sich dann automatisch ans jeweils angeschlossene Display anpassen soll. Wenn man sein Windows Phone also an einen Bildschrm anschliesst, sehen die Applikationen aus wie auf dem PC, statt einfach das Handy-Display zu skalieren. Um das zu testen, müsste man allerdings zuerst mal ein Telefon mit Windows haben…
Dieses Problem hat Microsoft ebenfalls erkannt. Um Windows Phones attraktiver zu machen und den Rückstand bei der Anzahl verfügbarer Apps zu verkleinern, bieten sie mit Windows 10 (einfache?) Möglichkeiten, Android- und iOS-Apps auf Windows 10 zu bringen. Für Android-Apps gibt es einen Emulator – der gleiche Code kann also weiterverwendet und mit spezifischen Windows-Funktionen ergänzt werden. Für iOS-Apps ist eine Neukompilierung des Objective C-Codes notwendig, was von Visual Studio unterstützt wird. Solche „Bridges“ zu Windows 10 gibt es übrigens auch für Win32- und Web-Applikationen. Die Wege führen nicht nur zu Windows, sondern auch wieder heraus: Beispielsweise durch die Integration von Xamarin in Visual Studio 2015, um Apps plattformübergreifend zu entwickeln. Oder durch den .NET Core 5 für Linux und Mac OS X.
Ein Stolperstein für diese schöne neue Welt könnten die unterschiedlichen Fähigkeiten der Geräte sein. Einerseits natürlich die Rechenleistung, andererseits die unterschiedlichen Bedienkonzepte und Spezialfähigkeiten – die Hololens unterscheidet sich doch stark von einem PC. Trotzdem ist Windows 10 sehr spannend und vielversprechend. Wir freuen uns jedenfalls auf die neuen Möglichkeiten.
Im zweiten Teil der Veranstaltung präsentierte Sascha Corti, Technical Evangelist von Microsoft Schweiz, die Verwendung von Microsoft-Lösungen für das „Internet of Things“ (IoT). Für uns bei Ernst Basler + Partner ist das natürlich speziell interessant, da auch wir bereits entsprechende Lösungen entwickeln.
Oft werden im Zusammenhang mit IoT abstrakte Ideen entwickelt oder grosse Luftschlösser gebaut – wie üblich, wenn ein Thema ganz oben auf dem Hype Cycle ist. Microsoft sieht das IoT aber pragmatisch: Schlussendlich geht es einfach darum, Informationen von Geräten über Netzwerke auf eine zentrale Plattform zu bringen. Dort analysiert und visualisiert man die Daten, um für sein Geschäft einen Mehrwert zu generieren und bessere Entscheidungen treffen zu können. Das alles ist mit vorhandener Technologie problemlos möglich. Idealerweise beginnt man deshalb mit Geräten und Daten, die bereits zur Verfügung stehen. Die daraus gewonnen Einsichten kann man anschliessend laufend durch zusätzliche Geräte, Messungen und Daten verbessern.
Als ideale Plattform zur Analyse und Darstellung von IoT-Daten sieht Microsoft natürlich Azure. Tatsächlich steht hier out-of-the-box eine breite Palette von Möglichkeiten zur Verfügung, um typische IoT-Workflows abzubilden: Datenspeicher, Datenmanipulation, Analyse, Darstellung. Aus unserer eigenen Erfahrung können wir bestätigen, dass sich Lösungen damit sehr einfach umsetzen lassen. Ein weiteres Argument zur Nutzung der Cloud ist die Fähigkeit zur Verarbeitung unglaublich grosser Datenmengen: Eine Instanz eines Event Hubs kann bis zu 1 Gigabyte Daten pro Sekunde von 1 Million unterschiedlicher Quellen verarbeiten (insgesamt verarbeiten die Events Hubs momentan mehr als 60 Terabyte Daten pro Tag).
Zum ersten Mal live gesehen habe ich gestern Azure Machine Learning. Spontan fand ich das sehr eindrücklich – allerdings nicht ganz ungefährlich. Eindrücklich ist, wie einfach sich hier Analysen erstellen und durchführen lassen. In einer graphischen Oberfläche klickt man sich einen Workflow zusammen (ähnlich wie beispielsweise in FME), wählt eine geeignete Methode und trainiert diese. Ein Knopfdruck publiziert das trainierte Modell als Web-Service.
Warum kann das gefährlich sein? Es ist so einfach zu bedienen, dass man auch ohne Kenntnisse in Datenverarbeitung, Statistik und Machine Learning schnell zu Ergebnissen kommt. Die Frage ist bloss, ob es die richtigen Ergebnisse sind. Um zu geschäftlichem Mehrwert und besseren Entscheidungen zu gelangen, ist das allerdings zentral. Man sollte deshalb nicht nur wissen, wie man mit dem Werkzeug umgeht, sondern auch was man damit macht. Dazu gehört das Wissen über die verwendeten Daten genauso wie Kenntnisse der eingesetzten Methoden.
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