Am 11. und 12. April 2018 fand in Basel zum zweiten Mal die SmartSuisse-Konferenz statt. Ich habe zusammen mit meiner Kollegin Fabienne Perret (Geschäftsbereich Verkehr) und meinen Kollegen Kaspar Fischer (Raum- und Standortentwicklung) und Ralph Straumann (Informatik) teilgenommen. Das Thema Smart City wurde in parallelen Vortragstracks und mit einem grossen Ausstellungsbereich beleuchtet. An der Konferenz konnte man Details zu vielen (Pilot-)Projekten zu Smart City in Städten und Gemeinden erfahren.
Daten-Layer
Initial begrüsste Konferenz-Initiator Mike Vogt die Besucher. Er präsentierte dabei das SmartSuisse-Modell zu Smart City: mit Untergrund-Layer, Boden-Layer, Luft-Layer und – eben neu im Zentrum beim Thema Smart City – einem Daten-Layer, der sich in die klassische Ebenen-Sicht schiebt, die wir in unserem Fach so gut kennen. In den folgenden Stunden sollte es darum gehen, welche Daten in diesem Daten-Layer erfasst und transportiert werden sollen, wie dieser mit den anderen Layer über Prozesse gekoppelt werden soll und welche Informationen man daraus extrahieren kann.
SBB-Chef Andreas Meyer machte den Auftakt der Referate, indem er unter anderem das Projekt Wolf-Areal in Basel als das smarteste Areal der Schweiz vorstellte. Auf dem Gelände soll in den nächsten Jahren ein smartes Areal konzipiert und entwickelt werden. Er hob weiter verschiedene smarte Themenbereiche rund um die Bahn hervor: Smart Mobility (Mobilitätshubs), Smart Building (Arbeiten mit BIM), Smart Public Space (Design von Erlebnisflächen im Herzen von Städten im Dialog mit der Bevölkerung), Smart City („von isoliert zu vernetzt“, Smart City als Infrastruktur Management Platform bzw. City Information Model (CIM)). Er appellierte an die Schweiz, sich gegenüber den Entwicklungen in anderen Städten der Welt offen zu zeigen, um nicht von diesen überholt zu werden.
Zusammenarbeit und umsichtige Regulierung
Klar zum Ausdruck kam bei verschiedenen Vorträgen das Bedürfnis nach Kooperation zwischen verschiedenen Partnern aus Verwaltung, Wirtschaft und Bevölkerung. Dass die Lösungsentwicklung im Alleingang kaum zu bewerkstelligen ist, wurde beispielsweise im Vortrag von Claudia Pletscher von der Schweizerischen Post deutlich: Sie sah Herausforderungen im Bereich der Regulierung, die der Technologie hinterherhinke. Sie wies in diesem Zusammenhang auf den „Red Flag Act“ im England des 19. Jahrhunderts hin, der für die damals neuen Autos 31 Jahre lang die Maximalgeschwindigkeit auf 4 Meilen pro Stunde (2 MPH innerorts) drosselte und zudem erforderte, das zur Warnung jedem Fahrzeug jemand mit einer roten Flagge vorangehen musste – nicht ganz unähnlich zu den Settings, in denen heute automatisierte Fahrzeuge erprobt werden. (Übrigens: Der Red Flag Act verhinderte eine stattliche Zahl tödlicher Unfälle nicht.)
Lebensqualität für alle: strategisch versus opportunistisch
In vielen Referaten wurde deutlich, dass die Lebensqualität der smarten Städte im Mittelpunkt steht, oder zumindest stehen sollte. Beispielsweise postulierte Helle Søholt von der dänischen Firma Gehl:
„A smart city is a livable city!“
Damit fand die Bevölkerung der künftigen smarten Städte (die in der Technologieperspektive des Schichtenmodells zwischen Untergrund-, Boden-, Daten- und Luft-Layer vergessen gegangen war) doch zurück auf die Hauptbühne. Dass es diesbezüglich und allgemein für Smart City-Themen in der Schweiz noch Potenzial gibt, wurde ebenfalls in mehreren Vorträgen erwähnt. Thilo Zelt von Roland Berger stellte in diesem Zusammenhang eine interessante Studie zu einem „Smart City Index“ vor. Allerdings fehle es in der Schweiz allgemein noch etwas an klaren Strategien für Smart Cities. Dieser Punkt wurde am zweiten Konferenztag am Treffen der IG Smart City nochmals klar, aber zum Teil etwas anders gewertet: Während manche Städte sich eine Smart Ciy-Strategie gegeben haben (z.B. kürzlich Basel) bzw. eine erarbeiten (z.B. Zürich), haben andere Städte (etwa Aarau) den klassischen Prozess auf den Kopf gestellt (bzw. vom Kopf auf die Füsse?) und direkt mit kleinen Pilotprojekten und Tests gestartet, aus denen sich später eine Strategie herauskristallisiert.
Mobilität: Mehr Intelligenz statt Beton
Das Thema Mobilität war ebenfalls prominent an der Konferenz, nicht zuletzt natürlich mit der Konferenz-in-der-Konferenz Automaticar. Dort referierte Fabienne Perret, Mitglied der Geschäftsleitung von EBP, zum Forschungsprojekt „Einsatz automatisierter Fahrzeuge im Alltag“, das wir zusammen mit diversen Schweizer Partnern zum Thema des automatisierten Fahrens erarbeiten. Daneben drehten sich viele der bezüglich Mobilität genannten Ideen und Konzepte um multi- und intermodale Mobilitätsformen, die mit Hilfe neuer Technologien einfacher nutzbar gemacht werden können. MaaS (Mobiliy as a Service) wurde natürlich zahlreich thematisiert, unter anderem in den Vorträgen von Jörg Astalosch (Italdesign), Sampo Hietanen (MaaS Global) sowie von Gerd Scheller und Martin Fehr (Siemens).
Auch Prof. Carl Ratti vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) wies auf die fundamentalen Änderungen hin, die im Bereich Mobilität bevorstehen: In seinem Vortrag zu Senseable Cities zeigte er eindrückliche Ergebnisse der Mobilitätsforschung, unter anderem zum Verkehrsfluss an Kreuzungen. Ausserdem zeigte er auf, dass Infrastruktur heute nicht mehr für 100 Jahre gebaut werden sollte, sondern transformierbar sein sollte, da sich die Bedürfnisse an sie in Zukunft potenziell schnell ändern werden. Das erscheint uns aber zumindest vorerst noch ein hehrer Wunsch, zeigen doch unsere eigenen Forschungsarbeiten in diesem Bereich, wie träge heute viele Bestandteile des Verkehrssystems auf technologische Innovationen reagieren, man denke zum Beispiel an Schiffs- und Flugzeugflotten oder an gebaute Infrastruktur. Künftig wird hier der oben angesprochene Daten-Layer noch wichtiger werden – nämlich um die physische Infrastruktur optimal, sicher und nachhaltig zu nutzen.
Weitere Eindrücke von der SmartSuisse finden sich in den sozialen Medien.
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