Das Thema BIM ist in der Breite angekommen. Nach dem anfänglichen Enthusiasmus schauen immer mehr BIM-Anwenderinnen und -Anwender genauer hin, nicht nur beim Nutzen, sondern auch bei den Kosten. Gut so! Wir haben uns mit dem Thema BIM-Monitoring im Rahmen eines Workshops mit RhB und VBZ auseinandergesetzt.
Während BIM (Building Information Modelling) vor einigen Jahren nur manchen Vorreitern etwas sagte, ist das Schlagwort heutzutage den meisten in der Baubranche ein Begriff. Die ursprüngliche Euphorie über all die versprochenen Verbesserungen, die BIM mit sich bringen soll, ist unterdessen ein wenig abgeflaut. Denn BIM ist keine ferne Versprechung mehr, sondern hält Einzug in den Alltag. Dieser Einzug kostet in erster Linie einmal etwas und man weiss noch nicht genau, ob der Neuzuzüger „BIM“ dann auch tatsächlich dem entspricht, für was er sich bei der „Bewerbung“ ausgegeben hat.
Gezielte BIM-Eingriffe
Wir von EBP sind weiterhin überzeugt, dass BIM sehr viele Chancen mit sich bringt, es in dieser Anfangsphase im Infrastrukturbau aber vor allem gilt, systematisch den Nutzen von BIM für die eigene Organisation zu finden: Ersetzt man nicht einfach blindlings den gesamten bestehenden Prozess durch die „BIM-Maschinerie“, sondern überlegt sich gezielt, wie man die bestehenden und funktionierenden „Zahnräder“ am besten mit neuen ergänzen und erweitern kann, bewirkt die Einführung von BIM langfristig mehr Schub nach vorne für die eigene Organisation und die gesamte Branche.
Wo (und wie) ansetzen?
Wie aber evaluiert man, welche Zahnräder in der Organisation erneuert werden sollten und ob die neuen BIM-Zahnräder, die man einfügen möchte und allenfalls schon in Pilotprojekten am Testen ist, auch tatsächlich passen und von Nutzen sind? Oder kurz: Wie setzt man ein BIM-Monitoring um? – Diesem Thema ist EBP gemeinsam mit den Infrastrukturbetreibern RhB und VBZ in einem eintägigen Workshop auf den Grund gegangen – mit folgenden Erkenntnissen:
Das Erkennen der Stärken, die es auch in Zeiten von Veränderungen zu wahren gilt, und der Schwächen, die mit Anpassungen gezielt angegangen werden sollen, ist der zentrale Punkt, um den Nutzen von BIM zu messen. Dieser Nutzen wird drastisch reduziert, wenn heute Bewährtes durch die Einführung von BIM zukünftig schlechter oder gar nicht mehr funktioniert. Andererseits erhöht sich der Nutzen, wenn heutige Ineffizienzen und Problemstellen mit Hilfe von BIM reduziert oder gar gänzlich behoben werden können.
Als erstes galt es im Workshop daher, einen Überblick über die einzelnen Organisationen zu gewinnen und herauszufinden, wo heute im Zyklus Planen-Bauen-Betreiben die grössten Probleme aber auch Stärken liegen und was man bezüglich dieser Punkte für Erwartungen an BIM hat.
Kennt man die Rahmenbedingungen, die es zu wahren respektive zu verbessern gilt, sollten diese in strategische Ziele umformuliert werden. Dies geschieht meist auf der gesamtorganisatorischen Ebene und war daher nicht Teil dieses Workshops. Kennt man jedoch die Ziele und die an deren Erreichung beteiligten Prozesse, kann man dazu übergehen, konkrete Anwendungsfälle (Use Cases) für BIM zu definieren.
Via Use Cases zur Messung des BIM-Nutzens
Somit war es dann unser Bestreben, vor dem Mittag in den verschiedenen Gruppen jeweils zwei Use Cases auszuarbeiten. Diese Use Cases waren auf ganz unterschiedlichen Flughöhen unterwegs, hatten jedoch alle den Fokus darauf, eine konkrete Anwendung zu definieren, für die BIM eingesetzt werden soll, um die vorgegebenen Ziele zu erreichen.
Der Nachmittag wiederum war dann ganz dem Thema gewidmet, wie man den Nutzen von BIM mess- und sichtbar machen kann. Um den Nutzen von BIM für den jeweiligen Use Case erfassen zu können, ist es zentral, das Ziel/den Zweck, welcher im Use Case durch BIM erreicht werden soll, klar zu kennen. Nur wenn man dieses Ziel kennt, kann man sich auch überlegen, wie man dessen Erreichung mit geeigneten Indikatoren messen und überwachen kann. Und nur wenn man die notwendigen Indikatoren kennt, kann man die Erfahrungen aus BIM-Pilotprojekten, in denen diese Use Cases angewendet werden, gewinnbringend nutzen.
Mit einer systematischen Auswertung von Pilotprojekten und den daraus erzielten Erfahrungen, können Leerläufe und Blockaden des zukünftigen Antriebs verhindert werden. In Anlehnung an die KPI-Methodik (Key Performance Indicators) und der Balanced Scorecard (BSC), machten wir uns deshalb daran, für zwei der erarbeiteten Use Cases Indikatoren zu definieren, anhand derer die Zielerreichung respektive der Nutzen von BIM sichtbar gemacht werden kann.
Hierfür haben wir uns überlegt, was sich durch die Anwendung von BIM im Use Case verändern sollte und wie man diese Veränderung messen kann. Dabei wurde eingehend diskutiert, wie oft solche Datenerfassungen erfolgen und an wen diese adressiert sein sollen. Entscheidend ist mit Hilfe eines Monitorings die entsprechenden Stellschrauben zu erkennen. Beispielsweise sollte sich durch die konsequente Verwendung einer gemeinsamen Projektplattform die Häufigkeit der Fälle reduzieren, in denen fälschlicherweise mit einem veralteten Modell, Plan, Dokument oder Datenstand (weiter)gearbeitet wurde. Diesen Wert könnte man durch die Befragung der Projektbeteiligten erheben.
Die gemeinsame abschliessende Diskussion unserer Erkenntnisse hat gezeigt, dass, je nachdem wie weit man im Unternehmen bezüglich BIM schon ist, ganz unterschiedliche Folgerungen aus dem Workshop mitgenommen wurden. Während es bei den einen noch darum geht, als Organisation zu bestimmen, wo der Einsatz der neuen „BIM-Zahnräder“ Sinn macht und einen Nutzen bringen kann, liegt bei anderen der Fokus schon mehr darauf, in konkreten Use Cases gezielter den Nutzen von BIM erfassen zu können und damit zu entscheiden, ob BIM das hält, was es verspricht – oder ob Anpassungen nötig sind.
Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse möchten wir allen Teilnehmenden nochmals herzlich für das Interesse und die spannenden Diskussionen danken! Wir freuen uns schon darauf, in absehbarer Zeit einen Follow-Up-Workshop zu lancieren, um den gegenseitigen Austausch beizubehalten.
Herzlichen Dank an Daniela Herzig für die kompetente Organisation, Koordination und Moderierung dieses Workshops.
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