Bei EBP Informatik beschäftigen wir uns als Beraterinnen und Berater, Data Scientists, Software-Architektinnen und -Developer häufig mit den jüngsten Entwicklungen der Informatik, spezifisch aber auch der Geoinformatik und der Geoinformation. Ich habe ein Tool umgesetzt, das die langjährige Entwicklung von Themen in der GIS-Branche der Schweiz anhand des geowebforums nachzeichnen kann.
Mein für den Frühling dann für den Herbst 2020 geplanter Vortrag zu 20 Jahre Koordination der Geoinformation beim Bund (GKG und KOGIS) wurde corona-bedingt leider abgesagt. Aber ich durfte schon verschiedentlich über historische und künftige Entwicklungen und Trends in der Geoinformation vortragen: bei der KKGEO-CCGEO, am GEOSummit, beim GeoBeer, beim Kontaktnetz von «GIS Stadt Zürich» und bei ewz – um einige Beispiele zu nennen, die online verfügbar sind.
Ich stütze mich bei solchen Vorträgen und auch in Beratungsprojekten, die Innovationsthemen umfassen, auf mein persönliches Wissensmanagement. Dieses speist sich hauptsächlich aus Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen, aus sozialen Medien (vorwiegend Twitter), aus Podcasts und – in immer geringerem Mass – aus Fachzeitschriften.
Twitter gibt es seit 2007 und es bildet (mittlerweile) viele Weltregionen (inhomogen) ab, natürlich nicht nur die Schweiz. In der Schweiz gibt es aber sogar bereits seit 2003 die Plattform geowebforum, die in Fachkreisen bekannt ist. Getragen wird das geowebforum durch die SOGI, swisstopo und die KKGEO, betrieben durch das Geometa Lab der HSR mit Stefan Keller.
Im geowebforum kann man nach Registrierung in mittlerweile 16 Themen Posts veröffentlichen, beispielsweise zur Ankündigung einer Veranstaltung oder zur Diskussion eines aktuellen Themas der Geoinformation. So haben sich über die Zeit über 2’000 Posts im Forum angesammelt (Stand Oktober 2020). Gut 1’800 sind auf Deutsch verfasst, circa 300 auf Französisch, rund 20 auf Italienisch und circa 100 auf Englisch.
Diesen Schatz von unstrukturierten Daten im geowebforum wollte ich erschliessen: Ich habe dazu einen Webscraper geschrieben. Dieser aktualisiert monatlich eine SQLite-Datenbank mit geowebforum-Inhalten. Darauf aufbauend habe ich mit R und Shiny eine Web-Applikation realisiert.
Mit der Web-Applikation GeoTrends können Sie einen oder mehrere Begriffe zu Sie interessierenden Themen eingeben und die Prominenz der Themen von 2003 bis heute anschauen (also quasi Google Trends für GIS-Themen). Der zeitliche Verlauf eines oder mehrerer Trends wird visualisiert. Durch Rechtsklick auf die Grafik kann diese gespeichert und weiterverwendet werden.
Trends lassen sich wahlweise charakterisieren anhand der:
- Anzahl Nennungen eines Begriffs
- Anzahl Posts, die einen Begriff enthalten
- Anzahl Threads, die einen Begriff enthalten oder
- Anzahl Topics (geowebforum-Themen, also z.B. „Veranstaltungen“), die einen Begriff enthalten
Neben den Darstellungen können auch die darunterliegenden Daten angeschaut und zum Beispiel in eine Tabellenkalkulationssoftware übernommen werden. Links unten in der grauen Box wird zudem ein Permalink auf die aktuelle Analyse erzeugt, der dann auch einfach in sozialen Medien geteilt werden kann.
Einige Beispiele
Das «Geburtstagskind» KOGIS, SOGI, GeoBeer und das Spirgarten-Treffen:
Der Aufstieg von «GIS» – und eventuell «BIM»?:
Ein weiteres oft genanntes Trend-Thema, «3D»:
Und für die, die sich für Datenformate interessieren:
Welche spannenden Trends finden Sie? Falls Sie auf Twitter aktiv sind, vertwittern Sie Ihre Analyse doch direkt mit dem Link im Tool.
GeoTrends schaut «nach hinten». Natürlich kann man historische Entwicklungen manchmal auch extrapolieren. Am spannendsten sind ja aber immer die nicht-linearen oder gar disruptiven Entwicklungen. (Auch) Über diese denken wir gerne nach – vielleicht ja bald mal mit Ihnen zu Ihrer Fragestellung?