Open (Government) Data ist in der Schweiz (und auch hier im Blog) schon länger ein Thema. Die Stadt Zürich beispielsweise stellt schon seit 2012 offene Verwaltungsdaten zur Verfügung. Auch in Geoinformationskreisen haben sich viele Akteurinnen und Akteure schon länger für offene Verwaltungsdaten eingesetzt. Besonders interessant sind mitunter schweizweit verfügbare Geodaten, wie sie swisstopo bereitstellt. Mit den OGD-Strategien des Bundes stieg in den letzten Jahren bei vielen die Hoffnung, dass sich in diesem Bereich etwas bewegt. Am 1. März 2021 wird swisstopo nun Geobasisdaten des Bundesrechts als offene Verwaltungsdaten bereitstellen.
Breitere Nutzung der Geoinformationen für Innovation und Wirtschaftswachstum
Im April 2020 war der Zeitpunkt gekommen: Nach 10 Jahren Opendata.ch, nach viel Open Data-Lobbying und -Aktivitäten und inmitten der Gültigkeitsperiode der zweiten OGD-Strategie des Bundes hat der Bundesrat den freien Zugang und die freie Nutzung der Geobasisdaten des Bundesrechts beschlossen. Dazu hat er eine Teilrevision der Geoinformationsverordnung vorgenommen. Dies ging damals im Schatten der den öffentlichen Diskurs natürlich beherrschenden Corona-Pandemie etwas unter, hat aber eine sehr grosse Tragweite für das Schweizer Geoinformationswesen.
Die vom Bundesrat beschlossene Anpassung der Geoinformationsverordnung (GeoIV) sollte gemäss Schätzungen bei swisstopo zu einem Ertragsrückgang von 4–5 Millionen Franken pro Jahr führen. Das Parlament musste sein Placet geben zu diesen Rückgängen ab 2021, damit die Geobasisdaten des Bundesrechts Open Data werden können – was auch geschah. Am 1. März 2021 ist es nun soweit: Die Geobasisdaten des Bundesrechts werden Open Data.
Geobasisdaten des Bundes werden offen
Aber was sind diese «Geobasisdaten des Bundesrechts»? Geobasisdaten sind Geodaten, die auf einem rechtsetzenden Erlass des Bundes, eines Kantons oder einer Gemeinde beruhen. Sie können eigentümer- oder behördenverbindlich sein, falls es die Gesetzgebung vorsieht.
Die Zuständigkeit und der begründende rechtssetzende Erlass für Geobasisdaten sind auf die drei föderalen Ebenen verteilt. Dabei gibt es aber auch «gemischte Klassen» von Geobasisdaten, wo der rechtssetzende Erlass auf einer Staatsebene liegt und die Zuständigkeit auf einer anderen, vgl. untenstehende Abbildung (die darin genannten Datensätze sind nur Beispiele für die jeweiligen Klassen). Die Geobasisdaten des Bundesrechts, die ab 1. März 2021 Open Data sind, sind also die Klassen I, II und III (die linke Spalte in untenstehender Abbildung).
Welche Daten umfassen denn nun die Geobasisdaten der Klassen I bis III? Zu dieser Frage enthält die Geoinformationsverordnung (GeoIV) des Bundes im Anhang 1 den vollständigen Katalog sämtlicher Geobasisdaten des Bundesrechts.
Bezugskanäle und Nutzungsbedingungen
Wie kommt man denn ab 1. März 2021 an diese offenen Verwaltungsdaten? Dazu hat KOGIS auf Twitter einige Ankündigungen gemacht: WMS- und WMTS-Endpoints werden ohne Referrer-Schutz verfügbar sein, Suche und Bezug von (grossen) Rohdaten dürften via STAC API erfolgen. STAC bezeichnet einen SpatioTemporal Asset Catalog und ist ein OGC-Community Standard. Die STAC API hat eine interessante Entwicklung hingelegt und sich über die Zeit dem Standard OGC API – Features angenähert. Heute ist jede STAC API eine OGC API – Features. Letzterer Standard hat sein Leben übrigens mal als WFS 3.0 begonnen, also als relativ stark veränderter Nachfolger der 2.0-Version des bekannten OGC Web Feature Services (WFS). Etwas mehr Hintergrund zu beiden Vorhaben, STAC API und OGC API – Features, findet sich in diesem interessanten Medium-Artikel.
Die Nutzungsbedingungen für die neu offenen Daten werden am 1. März 2021 bekanntgegeben. Ich gehe davon aus, dass sie streng konform mit der Open Definition sein werden (anders als manche Daten auf opendata.swiss, die zum Teil Einwilligungen für kommerzielle Nutzungen verlangen). Zudem gibt es gute Zeichen, dass die Daten wohl auch für OpenStreetMap und ähnliche Projekte genutzt werden können.
Hack-Week
Die Firma Cividi organisiert übrigens in der Woche vom 1. bis 6. März unter dem Motto #geohackmin eine Hack-Week rund um offene Daten von swisstopo. Die Teilnahme steht allen Interessierten offen. Auf GitHub entsteht bereits eine Ideensammlung rund um Verwendungszwecke für offene Geobasisdaten. Ich werde nicht die ganze Zeit teilnehmen können, lasse es mir aber sicher nicht nehmen, ab und zu vorbeizuschauen – und falls möglich mitzuhelfen.
Exkurs: Open Government Data beim Bund
Seit November 2018 gilt die «‹Open Government Data›-Strategie 2019–2023». Diese ist für die zentrale Bundesverwaltung verbindlich. Für staatsnahe Betriebe wird die Umsetzung im Rahmen der Eignerpolitik des Bundes angestrebt. Die Strategie bestärkt das in der Strategie 2014–2018 vorsichtig eingeführte Prinzip des Open Data by Default bzw. Open by Default: «Die strategische Leitlinie bleibt «open data by default». Daten, die durch die öffentliche Hand produziert oder in Auftrag gegeben werden, sollen unter Vorbehalt entgegenstehender rechtlicher Vorschriften grundsätzlich als Open Government Data betrachtet und soweit technisch und rechtlich möglich ab 2020 von den Dateneignern in maschinenlesbarer Form publiziert werden.» Als besonders förderungswürdig erachtet die Strategie (Ziel «Koordinierte Datenpublikation fördern») die Publikation:
- von Daten der Bereiche Umwelt, Gesundheit und Mobilität
- von Daten, die für Bildung, Kulturvermittlung oder Forschung besonderen Mehrwert bieten
- von auch von G8 und EU geförderten Kataster- oder Registerdaten (die sogenannten «High Value Datasets»)
Postscriptum: Wir beraten übrigens Behörden im Thema Open Government Data. Falls Sie sich dafür interessieren, wie OGD Ihre Organisation voranbringen kann, können Sie mich gerne unverbindlich kontaktieren.
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