Am diesjährigen CNO Panel vom 28. Oktober im Casino Bern waren wir mit unserer CNO Academy zum Thema «KI und Nachhaltigkeit» vertreten. Die Resonanz der Besucherinnen und Besucher für die drei EBP-Workshops war überwältigend: Mit mehr als 65 Anmeldungen war unsere CNO Academy bis auf den letzten Platz ausgebucht. Unsere Workshops zogen zahlreiche Fachleute aus den Bereichen Nachhaltigkeit, Logistik, Tourismus sowie der öffentlichen Hand an. In der Folge fassen wir unsere Workshops und die Haupterkenntnisse der CNO Academy zusammen.
Künstliche Intelligenz steckt heute gefühlt fast überall drin: KI ist das Thema der Stunde (aber auch Gegenstand von viel Marketing). Bei EBP beschäftigen wir uns auch schon länger mit Künstlicher Intelligenz in all ihren Facetten. KI war denn auch schon in unserem Blog verschiedentlich Thema. Nochmals länger setzt sich EBP für die Nachhaltigkeit ein. Bei KI stellen sich nicht erst seit der Entwicklung von immer noch mächtigeren und mit noch mehr Energie trainierten Large Language Models vielfältige Nachhhaltigkeitsfragen («green in IT»). Auf der anderen Seite finden wir, dass sich KI auch sehr gut zur Förderung von Nachhaltigkeitsaspekten einsetzen lässt («green by IT»). Letzteres wollten wir mit interessierten Teilnehmenden der CNO Academy diskutieren. Deshalb haben wir «KI und Nachhaltigkeit» zu unserem Thema für die Austragung 2024 gemacht. In diesem Oberthema haben wir letzte Woche drei Vertiefungsthemen präsentiert und diskutiert.
Optimierung mit KI: CO2-Bilanz von An- und Auslieferungen
In der Vertiefung «Optimierung mit KI» haben wir den Teilnehmenden gezeigt, wie sie dank unserer Plattform «EcoFleetPro» ihre Fahrzeugflotten effizienter und umweltschonender betreiben können. Unsere Plattform ermittelt mit unserem innovativen CO2-Rechner den CO2-Ausstoss für verschiedene Fahrzeug-Antriebstechnologien. Basis dafür sind der Typ des eingesetzten Fahrzeugs (typischerweise des Lastwagens), das Warengewicht sowie Start und Ziel(e) der zu fahrenden Route. In einem Dashboard werden die einzelnen Touren analysiert, eine CO2-Bilanz für alle Transporte gerechnet und die Potenziale für Einsparungen dargestellt.
Nach dem Vergleich von EcoFleetPro mit anderen CO2-Rechnern und einer kurzen Demo haben wir die Workshop-Gruppe aufgeteilt. Die eine Hälfte befasste sich mit der Frage, ob die Gesellschaft bereit ist, für eine CO2-Reduktion einen Aufpreis zu zahlen. Das Fazit dieser Diskussion war, dass diese Entscheidung nicht auf den einzelnen Konsumenten bzw. die einzelne Konsumtin abgewälzt werden sollte, sondern vielmehr der Lieferant oder die Lieferantin die CO2-Reduktion in die Standard-Dienstleistung aufnehmen sollte. Wer von der Standard-Dienstleistung abweichen möchte (zum Beispiel im Bereich der Same-Day-Delivery), sollte diesen Zusatzdienst bezahlen.
Die zweite Gruppe hat sich mit Themen rund ums Flottenmanagement auseinandergesetzt. Als grösste Motivation für den Einsatz alternativer Antriebstechnologien wurden Kosteneinsparungen identifiziert, zum Beispiel die Einsparung der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) bei Fahrzeugen mit elektrischem Antrieb. Ein entscheidender Faktor ist aber auch das Netz der Ladeinfrastruktur, welches beispielsweise für verflüssigtes Biogas (LNG) bereits in ganz Europa gut ausgebaut ist. Ein Fazit war: Der aus Sicht Flottenmanagement optimale Mix von Antriebstechnologien ist abhängig von den spezifischen Transportanforderungen, welches ein Transportunternehmen hat. Ein wichtiger Treiber sind auch die Vorgaben der Auftraggeberschaft, zum Beispiel bei Ausschreibungen der öffentlichen Hand, bei denen eine gewisse Anzahl elektrisch betriebener Fahrzeuge positiv bewertet wird.
Die Gruppe war sich ausserdem einig, dass vor allem die Reduktion von Leerfahrten – über verschiedene Transportunternehmen hinweg! – viel Potenzial bietet für die Reduktion des CO2-Ausstosses. Genau hier können IT- und KI-basierte Tools künftig unterstützen.
Prognose mit KI: Vorhersage der touristischen Nachfrage
Die Teilnehmenden der Vertiefung «Prognose mit KI» haben erfahren, wie eine KI trainiert werden kann, um Prognosen für den optimierten Ressourceneinsatz zu erstellen. Wir haben dieses Thema anhand einer Data Science-Anwendung aus der EBP-Praxis diskutiert: Wir haben für Basel Tourismus, die Basler Hotellerie und zugewandte Branchen ein Set von KI-basierten Nachfrage-Prognosemodellen erstellt und deployed. Die Modelle sagen aufgrund verschiedener Eingangsdaten tagesscharf die zu erwartenden Übernachtungszahlen in Basel in verschiedenen Hotel-Kategorien und über alle Hotel-Kategorien voraus. Die Outputs der Modell-Familie werden täglich neu berechnet und liefern so stets Vorhersagen basierend auf dem aktuellsten Datenstand. Die Prognosen haben wir für das Zielpublikum leicht verständlich und schnell erfassbar in einem selbst-aktualisierenden Tableau-Dashboard visualisiert.
Im Workshop haben wir die Voraussetzungen, das Vorgehen sowie wichtige Erfolgsfaktoren präsentiert bzw. mit den Teilnehmenden reflektiert. Haupterkenntnis des Workshops war, dass die Bereitstellung von aktuellen und hochqualitativen Aussagen sowie von KI-Modellen signifikante Anforderungen an die Verfügbarkeit von Unternehmensdaten und offenen Daten stellt und dass der Nutzen von prototypischen KI-Anwendungen nicht ausschliesslich dort liegen muss, wo man ihn bei Projektbeginn vermutet hat.
Berichterstattung mit KI: Fallstudie Umweltverträglichkeitsbericht
Viele von uns nutzen Tools wie Copilot, ChatGPT oder ähnliche Werkzeuge der generativen KI (bzw. GenAI) zur Bearbeitung oder Erstellung von Texten. In der Vertiefung «Berichterstattung mit KI» haben wir besprochen, wie generative KI für die standardisierte Berichterstattung (in diversen Themenbereichen) eingesetzt werden kann. Diskutiert haben wir anhand eines von EBP umgesetzten Fallbeispiels, das auf Umweltverträglichkeitsberichten (UVB) basiert. UVB resultieren aus Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP), die für die Prüfung der Einhaltung von umweltrechtlichen Vorschriften unter anderem bei grösseren Bauvorhaben durchgeführt werden müssen.
Die zahlreichen interessierten Fragen sowie die grosse Anzahl von Workshop-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern aus Bereichen wie Nachhaltigkeit, UVB und Informatik haben gezeigt, dass grosses Interesse und viel Neugierde besteht für das Thema der KI-Nutzung für Reporting-Zwecke. Wir haben wichtige Erfolgsfaktoren für die KI-Nutzung und Eigenschaften von unterschiedlichen Berichtstypen besprochen, wie zum Beispiel der Standardisierungsgrad, die grosse Anzahl oder die öffentliche Einsehbarkeit von unterschiedlichen Berichtstypen. Am Fallbeispiel der UVB haben wir diskutiert, was bereits heute durch Einbezug von KI möglich ist und wo noch Herausforderungen und Limitationen bestehen.
Anhand von zwei Prototypen haben wir demonstriert, wie die Ergebnisse gängiger LLM-Modelle zur Erstellung und Bearbeitung spezialisierter Fachberichte durch Retrieval-Augmented Generation (RAG) optimiert werden können. Die Machbarkeit wurde in unserem Projekt bestätigt. Es bestehen aber durchaus auch noch Einschränkungen im Umgang mit LLMs, wie beispielsweise das Abbilden des Kontexts bei längeren Texten. Die Outputs der KI-Prototypen sind dank der zugrundeliegenden Datenbasis und des RAG-Paradigmas bereits so, dass Effizienzgewinne möglich sind. Klar ist aber auch: Derzeit ist noch eine Überprüfung und allenfalls gar Nachbearbeitung der Resultate durch Fachexpertinnen und Fachexperten erforderlich. Die KI-Technologie und das -Tooling entwickeln sich aber weiterhin rasant und wir sind gespannt, was in den kommenden Jahren möglich werden wird.
Networking und Wissenstransfer
Die CNO Academy 2024 bot neben den drei thematischen Vertiefungen, die wir unseren Teilnehmenden anbieten konnten, auch eine hervorragende Gelegenheit zum Networking. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten sich mit unseren Expertinnen und Experten in IT und Nachhaltigkeit austauschen und ihr Wissen über das Thema KI erweitern. Darüber hinaus gab es auch Gelegenheit mit weiteren Teilnehmenden der CNO Academy zu netzwerken.
Hoffentlich konnten wir einen Beitrag leisten, dass unsere Gäste dank ihrer Teilnahme gewinnbringende Anwendungsgebiete für KI in ihren jeweiligen Unternehmen und Organisationen identifizieren können. Und wir freuen uns auf die Durchführung im 2025. Falls Sie 2024 nicht schon dabei waren: Nächstes Jahr vielleicht auch mit Ihnen? Bleiben Sie auf dem Laufenden: Abonnieren Sie unten unseren Blog und folgen Sie EBP Digital auf LinkedIn!
Fotos: sieber&partners
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