Am 15. März 2011 fand die mittlerweile siebte Generalversammlung des ESRI Userforums Schweiz statt. Im Anschluss an die obligatorische Mitgliederversammlung hatten die ca. 70 Teilnehmenden die Gelegenheit, vier Anwendervorträge zum Thema GIS zu hören. Ich persönlich empfand mindestens drei Vorträge als sehr spannend und inspirierend. Den vierten Vortrag habe ich selber gehalten und möchte mich daher mit einer Beurteilung zurückhalten ;-).
Hier eine kurze Zusammenfassung der Vorträge:
- Der erste Vortrag von Thomas Stadtmüller (Helvetas) hat uns wieder daran erinnert, dass GIS nicht nur aufgrund der Technik und Konzepte spannend ist, sondern vor allem auch zur Untersuchung wichtiger Themen angewendet werden kann. Untersucht wurden die Klimarisiken in den Projektgebieten von Helvetas. Ein solches Risiko setzt sich zusammen aus der Anfälligkeit eines Gebietes und den Naturgefahren (beispielsweise Trockenheit oder, im Gegenteil, Überflutung). Dazu hat Helvetas einen eigenen Satz von Indikatoren entwickelt und sie zusammengeführt. Mehr Informationen findet man unter anderem in diesem Dokument.
Eine Anmerkung in eigener Sache: Wir von Ernst Basler + Partner haben mit unserer Projektseite Klimarisiko.ch einen Ansatz zur Risikoberechnung von Schweizer Gemeinden auf Basis von diversen Kriterien und Indikatoren durchgeführt. Die Problematiken, die der Referent nannte, können wir für bestätigen: Eine Modellierung in diesem Bereich kann aufgrund der Datenlage nur eine erste Näherung an die Problematik sein. In erster Linie dienen GIS-basierte Klimarisikoabschätzungen der Sensibilisierung und helfen die Zusammenhänge sichtbar und greifbarer zu machen.
- Georg Andersson (Geomatik + Vermessung Stadt Zürich) stellte die Technologie hinter dem neuen und sehr modernen Webstadtplan der Stadt Zürich vor, der auf Basis von ArcGIS Server und Silverlight entwickelt wurde. Die Applikation zeigt deutlich die technischen Vorteile von Silverlight als Clienttechnologie – die Webapplikation kommt sehr schnell und mit schönen Animationen und Tools daher. Nach Aussage von Herrn Andersson war aus Entwicklersicht der Vorteil, dass mit vergleichsweise wenig Aufwand eine komplexe Applikation mit vielen Tools und Pluginmöglichkeiten erstellt werden konnte. Diese Vorteile rechtfertigen für die Stadt Zürich, dass Silverlight als Plugin für Windows/Mac OS X installiert werden muss, um den Stadtplan zu benutzen. Für den aktuellen Ausschnitt inklusive eingestellten Layer kann man einen Permalink erstellen; das ist sehr praktisch und soll sogar programmiertechnisch nutzbar sein.
- Visuell am beeindruckendsten war sicherlich der Vortrag von Pascal Müller (Procedural) über CityEngine. Ich kann nur empfehlen, das Einstiegsvideo auf der Website von Procedural anzuschauen, um einen Eindruck zu bekommen. Aus meiner Sicht ist CityEngine ein Stadtmodellierungstool, das nach Regeln und quasi aus dem Nichts ganze Stadtteile mit wenigen Handgriffen aus den Boden stampfen kann. Interessant wird es für GIS-ler dort, wo keine reinen Fantasiewelten erschaffen werden, sondern CityEngine auf Basis von realen Daten und realistischen Regeln ein anspruchsvolles 3D Stadtmodell erstellen kann. Das Potenzial dieser Applikation im GIS-Bereich ist meines Erachtens sehr gross.
- Mein eigener Vortrag (PDF Dokument, 2.5 MB) über den Einsatz von GIS bei der MeteoSchweiz habe ich zusammen mit Estelle Grüter von MeteoSchweiz vorbereitet. Wir haben ein Aggregationstool für Rasterdaten auf Basis von ArcGIS Server und HTML5 vorgestellt sowie ein automatisches Labeling-Tool für statische Internetkarten bei der MeteoSchweiz. Beide Lösungen sind Teil der GIS-Infrastruktur, die zur Zeit bei MeteoSchweiz aufgebaut wird. Aus meiner Sicht ist besonders spannend, dass in beiden Fällen ein GIS-Anwender den Look&Feel der Karten in ArcMap definieren kann, ohne dass er sich über die technische Integration in die Applikationen kümmern muss. Die Entwicklerin wiederum kann auf Knopfdruck das Layout direkt übernehmen.
Die Folien zu allen Vorträgen sind auf der Homepage des ESRI Userforums veröffentlicht.
Neben den Vorträgen möchte ich auch noch auf den Scripting Award 2011 hinweisen, der erstmals vom ESRI Userforum ausgeschrieben wird. Wer spannende Skripts/Addins mit Python/ArcObjects und ArcGIS 10 entwickelt, kann nicht nur auf Ruhm und Ehre, sondern auch auf eine nicht näher benannte Auszeichnung hoffen. Also, ran an die Entwicklungsumgebungen!
Zum Schluss möchte ich mich bei den Veranstaltern für den Anlass (und die Schoki!) bedanken und es nicht versäumen, den bisherigen Präsidenten, Norbert Knechtle, zu verabschieden und der neuen Präsidentin, Marielle Faerler, zum Amt zu gratulieren.