Eine der Herausforderungen bei der Einführung der BIM-Methode (Building Information Modeling) ist, dass die Bauherren als Informationsbesteller eigentlich in der Entwicklung vorangehen müssten. Sie nehmen sich jedoch selten als Treiber der Methode wahr und meist fehlt die nötige Reife oder das Selbstvertrauen dazu. Informationen zu BIM gibt es (zu) viele. Es fällt nicht leicht sich zu orientieren und ein geordnetes Vorgehen zum Umgang mit der Methode zu finden. Wie gehen wir diese Herausforderung an?
Im Frühjahr 2022 kam mir während einem Gespräch zu diesem Thema eine Idee: warum unterstützen wir diesen Prozess nicht mit einer Weiterbildung, die den Organisationen den Start dieser Entwicklung von innen heraus ermöglichen soll? Dieser Blogbeitrag zeigt die Entwicklung dieser Idee bis zum Produkt auf, gewissermassen vom Samen bis zum Baum mit der ersten Frucht.
Der Samen
Glücklicherweise kam die Idee zu einem guten Zeitpunkt. Das BoostCamp 2022 ging gerade an den Start und Ideen wurden gesammelt. Ein kompetentes, interdisziplinäres Team zum Thema liess sich schnell finden und die Idee wurde auf dem Ideaplace publiziert. Mit den Appenzeller Bahnen war bereits ein Kunde gefunden, der in seiner BIM-Entwicklung am Anfang stand und Interesse an unserem Innovationsprozess zeigte. Auch die Geschäftsbereiche von EBP liessen sich von der Idee überzeugen. So durfte der Samen spriessen: das Geschäftsmodell wurde skizziert und die Idee konnte gepitcht werden.
Der Sprössling
Während die Steuerungsgruppe dem Geschäftsmodell eher kritisch gegenüber stand, liess sich zum Glück das Publikum von der Idee überzeugen. Dank der buchstäblich lautstärksten Unterstützung unserer Kolleg:innen schaffte es unser zarte Sprössling ins BoostCamp.
Dort hatten wir vier Tage Zeit, die Idee voranzutreiben. Am ersten Tag analysierten wir gemeinsam mit dem Kunden ihre Vision und Bedürfnisse für die Weiterbildung und sprachen auch mit dem CRB als Anbieter von Weiterbildungsprodukten zum Thema. Danach machten wir uns an die Arbeit und produzierten ein MVP sowohl eines E-Learnings als auch eines dazugehörigen Workshops. Den Spruch, dass eine Pflanze nicht schneller wächst, wenn man an ihr zieht, konnten wir dabei erfolgreich widerlegen. Wir erreichten unser Ziel und konnten den Appenzeller Bahnen am vierten Tag den Prototypen eines fassbaren, überzeugenden Produkts präsentieren.
Eindrücke vom Boostcamp.
Der Jungbaum
Nach dem BoostCamp offerierten wir die Durchführung des fertiggestellten Produkts. Einige Wochen später hatten wir den Auftrag. Dies bedeutete, dass ein Learning Management System (LMS) hermusste, das die Abwicklung eines professionellen E-Learnings erlaubt. Glücklicherweise waren wir nicht das einzige EBP Projekt mit diesem Bedürfnis: der Digitalkurs „Our Net-Zero Future“, der Netto-Null einem lateinamerikanischen Publikum näher bringen möchte, war ebenso auf LMS angewiesen. Nach einer Evaluationsphase wurde die Plattform „Moodle“ beschafft.
Da Weiterbildungen einen strategischen Schwerpunkt von EBP Schweiz darstellen, wurde in diesem Zuge die EBP Academy begründet, welche die gemachten Erfahrungen für künftige Weiterbildungsangebote sogleich institutionalisieren soll.
So konnte mit der Produktion gestartet werden. Dank grosser Unterstützung seitens des Geschäftsbereichs Kommunikation konnte innert weniger Wochen ein attraktives und multimediales E-Learning aufgebaut werden. Zeitgleich wurde der das E-Learning komplementierende Workshop aufgebaut.
Die ersten Früchte
Im Februar 2023 konnte das fertige E-Learning den Appenzeller Bahnen präsentiert werden. Die rund 10 Teilnehmer:innen hatten vier Wochen Zeit, sich auf den Workshop vorzubereiten. Das E-Learning konnte in 2-3 Stunden absolviert werden und funktioniert auch problemlos auf mobilen Geräten.
Im Workshop wurde das theoretische Wissen direkt auf die Realität der Organisation angewendet und so vertieft. Die Ergebnisse wurden direkt im Entwurf einer BIM-Roadmap festgehalten, welche die Strategie und den Zeitplan der Einführung der BIM-Methodik bei den Appenzeller Bahnen aufzeigt.
Das Pflanzen dieses Wissens-Samens bei den Appenzeller Bahnen war der erste Schritt. Bei den Appenzeller Bahnen durfte dieser bereits Wurzeln schlagen. Roland Steingruber, Leiter Infrastruktur, meint dazu: „Der Aufbau des Seminars mit einer Online-Vorbereitung und einem gemeinsamen Teil ist gut abgestimmt. Die Teilnehmer können sich damit in ihrem eigenen Tempo und nach ihren zeitlichen Möglichkeiten vorbereiten auf den gemeinsamen Seminarteil vor Ort. Das Ziel einer Grundlagenvermittlung als Basis für die weiteren Schritte mit BIM wurde erreicht. Das Seminar hat uns nachhaltig auf das Thema BIM sensibilisiert“.
Hoffen wir, dass ihnen und vielen weiteren Organisation das BIM-Seed schon in wenigen Jahren die ersten Früchte der Digitalisierung bringen wird!