Ein Jahr nach dem GIS Day 2024 sitze ich wieder im Zug. Ungefähr, denn heute ist streng genommen noch nicht internationaler GIS Day, also dieser Tag, der international Geoinformationen gewidmet ist. Für den Tag nach dem GIS Day gibt es bekanntermassen einen Namen: PostGIS Day <zwinker>. Für den Tag vor dem GIS Day gibt es heuer auch einen, nämlich: «20 Jahre ZugMap».
Was ist der GIS Day?
Der GIS Day ist eine Veranstaltungsreihe, die bereits 1999 ins Leben gerufen wurde. Er findet jeweils am dritten Mittwoch im November statt und widmet sich Geografischen Informationssystemen (GIS). Es steht allen Interessierten offen, eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Esri führt jeweils eine Zusammenstellung über GIS Day-Veranstaltungen weltweit.
Heute hat die Organisation «GIS Kanton Zug» – also alle mit dem Betrieb der kantonalen Geodateninfrastruktur und mit der Pflege von Geoinformationen befassten Fachstellen das Kantons Zug – eingeladen zum Jubiläumsfest für die kantonale Lösung im Bereich Web-GIS: ZugMap. Durchgeführt wurde der Anlass durch das Amt für Grundbuch und Geoinformation (AGG) des Kantons Zug. Der Anlass zog private, geschäftliche und verwaltungsinterne Nutzende von Geodaten, von Geoinformationen und von ZugMap an.
Von EBP treffen Gregory Biland und ich pünktlich kurz vor 15 Uhr in Cham ein. Das Programm für die zweite Nachmittagshälfte beherbergt diverse spannende Themen, die uns bei EBP selbst und auch für diverse Kunden ebenfalls beschäftigen.

Los geht der Anlass mit der Begrüssung durch Markus Hess, Leiter des AGG. Den GIS Day gibt es seit 1999. ZugMap und Google Maps gibt es beide noch nicht ganz so lang, aber doch schon seit 2005. Während Geoinformationssysteme und Geodaten früher Spezialist-inn-en-Werkzeuge bzw. -Thema waren, arbeiten heute viele Personen in der öffentlichen Verwaltung und darüber hinaus ganz selbstverständlich damit.
Ein Haus mit vielen Türen
In zweiten Teil boten uns die Gastgeber einen sehr kurzweiligen Überblick über die 20-jährige Entwicklung von ZugMap. Begonnen hat alles mit ZUGIS2000. Dieses frühe Werkzeug hat Geodaten im kantonalen Intranet visualisiert. 2005 folgte dann ZugMap.ch, erst als Testanwendung öffentlich aufgeschaltet. Bereits mit dieser ersten Version waren gewisse einfache Abfagen möglich – ein grosser Schritt in Richtung e-Government.
Seit 2006 stellte ZugMap eine einheitliche und zentral verwaltete Geodatenplattform dar. Ab 2007 wurden hochauflösende Luftbilder in ZugMap und vorzu zusätzliche Funktionen integriert. 2010 erfolgte dann ein Erneuerungssschritt: «ZugMap reloaded». ZugMap erhielt damals ein neues Design, mehr Datenthemen (darunter zum Beispiel Naturgefahren), bessere Performance, eine Funktion für hochauflösenden Druck und einiges mehr. ZugMap wurde damals auch erstmals in kommunale Webauftritte eingebunden.

Im nächsten Schritt entstand dann «ZugMap Generation 3 (G3)»: browserunabhängig und schneller. Ab 2012 wurden Geodaten in Form von OGC-Diensten publiziert. 2014 dann, mit dem Geoportal geo.zg.ch bestanden mehrere Applikationen: ZugMap für alle, ZugMap.secure für interne Anwendung durch Fachstellen und Gemeinden, der Datenkatalog mit Metadaten und mehr. 2020 sah dann «ZugMap G4» mit einem einzigen Einstiegspunkt, Integration des kantonalen Leitungskatasters, Mobile-Fähigkeit und dienstebasierter Architektur. 2025 dann integrierte der Kanton Zug den kantonalen Digitalen Zwilling «ZugTwin» in «ZugMap 3D».
Hervorragende Datenlage
Es folgte ein interessanter Vergleich von ZugMap mit kommerziellen Geoinformationsangeboten und einige Anwendungsbeispiele von Geoinformationen unter Nutzung von ZugMap. Spannend war hier zu sehen, dass ZugMap zum Beispiel zeitlich regelmässig(er) aktualisierte, homogenere und höher aufgelöste (10 cm statt circa 50 cm) Orthophotos zur Verfügung stellt als kommerzielle Anbieter. Viele der amtlichen Daten stehen zudem im Einklang mit der kantonalen OGD-Strategie offen zur Weiterverwendung durch Interessierte zur Verfügung.
Twin(s)
Es folgte eine Erläuterung des kantonalen Digitalen Zwillings, des ZugTwin. Der Kanton Zug postuliert nicht einen einzigen Digitalen Zwilling, sondern erachtet Digitale Zwillinge anwendungszentriert mit einem gemeinsamen Kern (manche sagen dazu – für mich recht sperrig – «Geobasiszwilling») und darauf aufbauenden Fach-Zwillingen für verschiedene Anwendungszwecke. Zudem: Digitale Zwillinge umfassen nicht nur 3D-Daten, sondern allenfalls auch andere, «einfachere» Daten – je nach Fragestellung.

Das Team des Kantons Zug präsentierte zudem eine Nutzendenumfrage, die beispielsweise Detailgrad und Aktualität von ZugMap sehr positiv einstufte. Bei den durch Nutzende festgestellten Schwächen war interessant, dass die Navigation im 3D-Raum öfters als nicht so richtig intuitiv benannt wurde. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Art der Navigation im virtuellen dreidimensionalen Raum Personen herausfordern kann, die nicht schon mit ähnlichen Systemen gearbeitet haben. So oder so: Das Team des AGG bleibt dran mit einer Roadmap, die fortgeschrittene Funktionen, noch bessere 3D-Daten, konzeptionelle Regelungen, 3D-Knowhow-Aufbau und noch vieles mehr umfasst.
Infrastruktur und Schnittstellen
Als nächstes blickten die Teilnehmenden etwas hinter die Kulissen und hinter die Rubrik «Geoinformationen von A bis Z» und den Open-Data-Katalog des Kantons: Welche Infrastrukturen, Technologien und Schnittstellen oder APIs laufen im Hintergrund, um die gezeigte Funktionalität zu ermöglichen? – Dank APIs erhalten auch Dritte die Möglichkeit, amtliche Geoinformationen leichtfüssig und gemäss international gebräuchlicher Standards in eigenen Geschäftsprozessen und für eigene Fragestellungen zu verwenden. Neben den fundierten technischen Erläuterungen war ein Höhepunkt auf jeden Fall das humorvolle, mit KI-erzeugte Video, das den Jagdverwalter zeigt, wie er einen (definitiv: betont friedlich) entschlafenen Hirsch in seiner App erfasst. Die kantonale Geodateninfrastruktur liefert zur GPS-Position des Handys den korrekten kantonalen Jagdbezirk. Resultat: komplette Daten und ein äusserst glücklicher Endnutzer (siehe Figura).

Last but not least wurde dem Publikum ein Ausblick geboten. Erst zog Lorenz Dolder aber noch die wichtigsten Erkenntnisse aus einer bei der Anmeldung zum Anlass durchgeführten Mini-Umfrage. Neben weiteren Verbesserungen an Performance, Stabilität, Funktionalität und Nutzendenfreundlichkeit von ZugMap prüft das Team in naher Zukunft diverse weitere Schritte, darunter einfache Datenbestellung, Historisierung, mehr Live-Daten und die Chancen von KI. Es bleibt also definitiv spannend!
Fin
Es folgte eine schöne Abschlussrede von Landammann und Regierungsrat Andreas Hostettler – mit einem Rückblick auf das «Baby», dann «Kind» und bald «Teenager» ZugMap. Heute ist ZugMap, wie durch die gesamte Veranstaltung gezeigt, quasi im jungen Erwachsenenalter angekommen: reif, aber weiterhin mit noch vielen Entwicklungsperspektiven. Man merkt, dass das gesamte Team Freude daran hat!
Nach dem Schluss, war – natürlich – noch nicht Schluss. Der darauffolgende Apéro war, in bester Tradition des hallway track, natürlich auch spannend: Gelegenheit, alte Bekannte wieder (mal) zu treffen und neue Bekanntschaften zu machen – top. Vielen Dank an den Kanton Zug für die tolle Organisation und den interessanten Nachmittag und Abend.