Dieses Jahr luden Esri und Geocom zum Feiern des GIS Day nach Luzern ins Verkehrshaus. Passend für uns, beschäftigen wir uns doch mit unseren Kolleginnen und Kollegen von den Geschäftsbereichen Verkehr und Raum- und Standortentwicklung unter anderem seit einiger Zeit ausgiebig mit Fragen der Mobilität: GIS-Unterstützung bei Zweckmässigkeitsbeurteilungen von Strassenprojekten, Fussgängermobilität und -navigation, Erreichbarkeitsfragen für Standortanalysen, Beurteilung der Sonnenblendung und statistische Untersuchungen der Ursachen von Strassenverkehrsunfällen.
Nach den Seminaren des esriuserforum.ch und des GEONIS UserClubs am Morgen, eröffnete das Nachmittagsprogramm des GIS Day mit der Begrüssung durch Peter Jäger und Markus Wüthrich. Die Vorträge wurden dann von Nicole Allet und Tim Börner moderiert.
Der Nachmittag begann mit Vorträgen von Christian Sailer (Esri) und Ruedi Haller (Schweizerischer Nationalpark), die über die Esri-Sommercamps in Schweizer Pärken (5 Jahre-Jubiläum) sprachen. Anhand von Karten wurden uns die diversen Sommercamps nähergebracht. 2013 fand dieses in der UNESCO Biosphäre Entlebuch statt, 2009–2012 waren die Schülerinnen und Schüler jeweils im Schweizer Nationalpark zu Gast.

GIS-Arbeit im Feld
Die Programme sind anspruchsvoll und dicht: von der GIS-Einführung und Einführung in den jeweiligen Park, über die Konzeption der Projekte, die Datenmodellierung und -erfassung im Feld, zu Analysen, Visualisierungen und Präsentationen sind eigentlich alle typischen GIS-Arbeitsschritte jeweils abgedeckt. Dank (zum Beispiel) Höhlentour, Wanderungen, BBQs und Ruhetag kommt auch die Freizeit nicht zu kurz. Die Esri Sommercamps machen die Teilnehmenden zu Forscherinnen und Forschern mit ihren eigenen Projekten. Oft ist das Fazit der Teilnehmenden: „die beste Woche der Gymizeit“. Aber auch den Betreuern, Ruedi Haller und Christian Sailer, machen die Camps sichtlich Spass.
Das Wetter und sein Bezug zur Geographie war anschliessend das Thema des Vortrags von Thomas Bucheli, Redaktionsleiter SRF MeteoSchweiz. Ausgehend von der Frage, was Wetter und was Klima ist, breitete Thomas Bucheli ein breites Panorama seines Gebiets aus. Unterstützt von zahlreichen Karten und Visualisierungen überzeugte er das Publikum von der Wichtigkeit des „Wesen des Ortes“. Schliesslich sind Ort und auch Zeit die kritischen Parameter bezüglich Wetter.
Dass das Geschäft der Wettervorhersage nicht immer ganz einfach ist, illustrierte Thomas Bucheli anhand von der Modellauflösung (2 km) und anhand der Komplexität von Phänomenen wie zum Beispiel dem Taifun Haiyan. So sind denn auch scheinbare Genauigkeiten zum Beispiel von Wetter-Apps oder Vorhersagetools mit etwas Vorbehalt, also einem grain of salt, aufzunehmen. Auch mit einigen Gerüchten wurde noch aufgeräumt: so stimme der Ruf Luzerns als Regenkessel dank lokalem Pilatusföhn nicht (St. Gallen sei schlimmer). Gut sei, so Bucheli, dass man die Wetterprognose dank seines Vortrags nun schön gehört habe, damit bleibe mehr Zeit für den abendlichen Apéro!

Um 15 Uhr folgte dann die Kaffeepause, welche eine gute Gelegenheit zum Austausch unter Gleichgesinnten bot.
Nach der Kaffeepause ging es nicht minder animiert weiter: Arthur Clement, Leiter des Geoinformationszentrums der Stadt Luzern, eröffnet mit seinem Vortrag über „Geoinformationen in Form von Bytes, Gips und Schokolade“. Nach einer kurzen Einführung zu Geoinformationen verblüffte Herr Clement das Publikum mit einem Video, welches eine texturierte 3D-Punktwolke der Umgebung, des Geländes und einiger Innenbereiche des Verkehrshauses zeigt. Die Visualisierung war das Resultat einer Laserscanning-Messkampagne. Diese fügt sich ein in das erklärte Ziel, die Region Luzern (nicht nur die Stadt) 3-dimensional zu modellieren, und zwar auf der Stufe LOD2+ (also inklusive Dachformen, Anbauten, Dachaufbauten).

Stadt Luzern: einmal digital, einmal analog (http://www.gis.stadtluzern.ch)
Aber die Stadt Luzern hat nicht nur im digital-abstrakten Bereich aufgerüstet: Das Geoinformationszentrum verfügt über 3D-Drucker, mit denen auf Bestellung Architekturmodelle ausgegeben werden können. Aber nicht nur: es zeigt sich, dass nach Erfassung durch eine Drohne und mit entsprechender Innovativität sich auch ein Modell des Löwendenkmals erstellen lässt – aus Schokolade!
Dann betrat Claude Nicollier die Bühne. Er nahm das Publikum mit auf eine faszinierende Reise in das Weltall. Dieses befindet sich ja erstaunlich nahe an der Erde: Nimmt man den Durchmesser der Schweiz und stellt diesen vertikal, befindet man sich bereits im Weltraum und auf einer stabilen Umlaufbahn. Man benötigt auch „nur“ circa 8.5 Minuten dorthin.
Claude Nicollier betrachtet die Möglichkeit, ins Weltall zu gehen, als eine weitere Stufe des Lebens und auch als eine Überlebensfrage für die Menschheit. Mit John F. Kennedy’s Ausspruch erinnert er zudem an den Pioniergeist der Weltraumprogramme:
We choose to go to the Moon. We choose to go to the Moon in this decade, not because it is easy, but because it is hard, because that goal will serve to organize and measure the best of our energy and skills.
Claude Nicollier skizzierte dann unterhaltsam die wichtigsten Stationen seiner Karriere: vom Studium der Astrophysik, über das Fliegen der Hunter in der Schweizer Luftwaffe (40 Jahre Milizpilot), zur ESA-Astronautenselektion im Jahr 1978. Dann das Training in Houston, das regelmässige „Pendeln“ in T38-Trainingsjets (vergleichbar mit F5 Tiger der Schweizer Luftwaffe), seine erste Shuttle-Mission 1992 und die drei weiteren bis 1999 (zwei davon zur Reparatur des Teleskops Hubble). Bei manchen der Schilderungen fühlt man sich sehr an den aktuellen Kinofilm Gravity erinnert („niemals loslassen“).
Die Erde sei schön, klein, einsam und zerbrechlich – Carl Sagan’s berühmter „pale blue dot“ –, so Nicollier’s Fazit. Und es ist unsere Aufgabe, zu ihr Sorge zu tragen.

Der mutigste Astronaut? Bruce McCandless II bei seinem berühmten ungesicherten Flug, 100m vom Space Shuttle entfernt (Quelle: NASA)
Den Abend konnte man dann vorzüglich beim Apéro riche und beim Netzwerken in der Halle für Luft- und Raumfahrt des Verkehrshauses ausklingen lassen.
Alles in allem: Wiederum ein rundum gelungener GIS Day mit spannenden Anknüpfungspunkten!
Bei diesem Rückblick wurde ich von Christian Sailer von Esri unterstützt – vielen Dank!
Ein Gedanke zu „Rückblick auf den GIS Day 2013“
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